Der Hammer ist nicht das Problem

Eine der Standardformulierungen der letzten Jahre lautet:

Email is a problem

Ich finde diese Aussage war falsch, ist falsch und wird durch Wiederholung nicht wahrer. Das Werkzeug ist nicht das Problem, sondern die Art wie wir es nutzen.

Lehnen wir uns mal einen Augenblick zurück und erinnern uns an die Zeit vor dem Akkuschrauber. Es gab Nägel und je nach “Anwendungsfall” hat man einen kleinen, normalen oder dicken Nagel mit einem “angemessen” großen Hammer in das zu verbindende Objekt geschlagen. Auf Jahrmärkten oder Kindergeburtstagen gab es regelmäßig Wettbewerbe wer so einen Metallstift schneller in das Holz jagen konnte.

Nägel hatten aber Nachteile. Man bekam diese sehr schlecht wieder aus dem Objekt heraus und je nach Fähigkeiten konnte man auch schon mal einige krumm hauen. Man hatte einfach recht wenig Kontrolle “in der Phase der Befestigung”.

Dann kamen die ersten Schrauben und Schraubendreher auf. Jetzt stellen wir uns mal vor die Menschheit aber hätte weiter versucht die neuen Schrauben mit dem Hammer in die Wand zu hauen.

  • Weil ich das so gewohnt bin

  • Weil ich meine Mitarbeiter nicht schulen kann

  • Wenn das Werkzeug nicht selbsterklärend ist hat es ein schlechtes Userinterface

  • Ich habe nur Muskeln im Oberarm aber keine im Unterarm und kann nicht so gut drehen.

Wir wären nie zu den heutigen Akkuschaubern gekommen.

Zurück in die aktuelle Zeit. So wie sich der Hammer für den Nagel eignet ist E-Mail ein Werkzeug für eine 1:1 bis 1:3 Kommunikation. Nur weil wir heute technisch in der Lage sind Briefe schnell an unendlich viele Menschen zu versenden ist das nicht sinnvoll.

Schon seit Jahren gibt es unterschiedliche Technologien die besser für eine 1:n oder n:n Kommunikation geeignet sind. Nicht alle waren richtig gut. Es ist auch immer unangenehm das Werkzeug wechseln zu müssen wenn man mit Nägeln angefangen hat und später feststellt, das Schrauben besser sind. Aber die meisten anderen Kommunikationswerkzeuge wie Diskussionsforen, Teamrooms u.a. waren besser als der unkontrollierte Attachmentweitwurf den wir seit Jahren beobachten.

Es ist einfach nur schwer die gewohnten Verhaltensmuster zu verlassen und sich als Gruppe oder Organisation auf neue Kommunikationsformen einzulassen.

Aber E-Mail als ein Werkzeug ist nicht das Problem sondern wie wir alles dieses Werkzeug benutzen. Es fällt uns einfach schwer gewohnte Handlungsabläufe zu verändern.

Und manchmal macht es uns die Technologie auch nicht einfach. Aber das ändert sich auch gerade.

Hammer auf Schraube